Siegel des Klosters St. Alban (Mainz)

Albanssiegel

Die erste bekannte Urkunde, in welcher ein Siegel von St. Alban angekündigt wird, stammt aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und ist im Original leider nicht mehr erhalten. Auch die nächste Urkunde von 1083, die ein Klostersiegel ankündigt, ist nur noch kopial überliefert. Allerdings existiert eine Nachzeichnung des Siegels, die erkennen lässt, dass es dem ersten erhaltenen Siegel aus der Zeit um 1100 entspricht (Abb. auf dem Titelbild von R. Schmid, St. Alban und auf dieser Seite).  Das Siegel zeigt ein Brustbild des Heiligen, mit Nimbus und Haarknoten, in der rechten Hand die Martyrerpalme haltend, die linke Hand an die Brust gedrückt. Das runde Siegel mit einem Durchmesser von 5,5 cm trägt die Umschrift + SCS. ALBANVS. Nur wenige Jahre später wurde schon ein neues Siegel benutzt, denn zu einer, im Original wiederum verlorenen, Urkunde von 1107 wird der vom ersten Siegel abweichende Wortlaut der Legende: + Sanctus Albanus martyr Christi“ überliefert. Drei Siegel dieses Typs haben sich aus der Zeit Abt Werners I. erhalten. Wie sein Vorgänger ist auch dieses Siegel rund und vom gleichen Durchmesser; es zeigt wie dieses ein Brustbild des heiligen Alban mit Heiligenschein, in der rechten Hand die Palme haltend, die linke Hand an die Brust gedrückt. Die Legende entspricht dem von Helwich überlieferten Wortlaut: + SCS. ALBANVS. MARTYR. XPI. Dieses jüngere Siegel wurde mindestens bis zum Ende des 13. Jahrhunderts benutzt. Im 14. Jahrhundert ließ der Konvent ein neues Siegel anfertigen, welches bis zur Umwandlung des Klosters in ein Stift 1419 in Gebrauch blieb. Dieses, oval und 6,5 cm lang, zeigt den Heiligen stehend mit dem abgeschlagenen Kopf in seinen Händen. Die Umschrift lautet: S. CONVETVS. MON. SCI. ALBANI. APVD. MOGVCIAM, wobei Balken über dem E von CONVETVS und über dem V von MOGVCIAM die fehlenden Konsonanten andeuten.

Erstmals unter Abt Heinrich II. (vor 1167 März – nach 1205 Jan. 21) ist auch ein Abtssiegel nachweisbar, welches aber nur auf einer Urkunde aus der Zeit um 1168 überliefert ist. Der Abt ist sitzend dargestellt, in der rechten Hand hält er den Stab, in der Linken das Buch. Die Umschrift lautet: + HEINRICVS. DEI. GRATIA. ABBAS. DE. SANCTO. ALBANO. (HE in Ligatur). Dieses Siegel wird noch unter Abt Heinrich II. von einem neuen Stempel abgelöst, welches sich sowohl im Bild (der Abt hält das Buch nun an die Brust gedrückt) als auch in der Legende (+ HEINRICVS. ABBAS. DE.  SCO. ALBANO. MAGVNT[INO]) von dem früheren Typ unterscheidet. Auch die Siegel der folgenden Äbte zeigen den sitzenden Abt mit dem Buch in der linken Hand und den Stab in der Rechten. Seit dem 13. Jahrhundert wird die Umschrift durch die Betonung des Gottesgnadentums erweitert: DEI. (oder DI.) GRA.ABBAS.SCI. ALBANI. MOG. Von Abt Conrad II. (1277? – 1307) ist durch eine um 1800 entstandene Zeichnung noch ein weiteres Siegel überliefert, welches den Abt mit erhobener Rechten und dem Stab in der linken Hand zeigt.  Das ovale Siegel trägt die Umschrift + S. CVNRADI. DEI. GRA. ABB. SCI. ALBANI. MAGNT. (AD in Ligatur). Spätestens seit Abt Bruno von Scharfenstein (nach 1371 – vor 1379 März 12) findet sich auf den Siegelbildern auch das persönliche Wappen des jeweiligen Abtes. Hinzuweisen ist noch auf ein Siegel des Abtes Heinrich von Albach aus dem Jahre 1381, welches „den Abt auf einem von Ranken und Zweigen umgebenen Thron und mit Aaron - Stab zeigt (W. Dobras, St. Alban, S. 469). Der letzte Abt des Klosters, Hartmann Geinheimer von Guntersblum (1412 nach März 18 – 1419), benutzte neben dem ovalen Siegel noch ein rundes Sekretsiegel, das den Oberkörper des Abtes mit dem Stab in der rechten Hand und dem Buch in der Linken über dem Familienwappen zeigt.

Für ein Kloster ist es eine Besonderheit, dass spätestens seit 1415 jedes einzelne Konventsmitglied von St. Alban über ein eigenes Siegel verfügte. Hieran zeigt sich deutlich, dass die Kirche auch schon vor ihrer offiziellen Umwandlung im Jahre 1419 den Charakter eines Stifts angenommen hatte.

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Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Mainz - St. Alban. Siegel. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-st-alban/siegel.html> (Letzter Aufruf: 25.04.24)