Das neue Kloster

Das neue Kapuzinerkloster entstand an anderer Stelle.

Vom 28.9.1853 datiert eine von Generalvikar Adam Franz Lennig (1803-1866) erarbeitete Eingabe an die großherzoglich-hessische Regierung mit der Bitte, in Mainz das Wirken von Kapuzinern zu gestatten. Die Errichtung eines Klosters wurde expressis verbis nicht angesprochen. Es fehle, wurde argumentiert, an finanziellen Mitteln zu Schaffung notwendiger neuer Seelsorgestellen. Das religiöse Leben in Mainz sah man gefährdet. Belebt werden sollte zudem die Beichtpraxis. Angeführt wurde auch der Vorbildcharakter der von Almosen lebenden Patres. Ihr Beispiel sollte ihnen helfen, ihre Armut zu ertragen. Den Reichen sollten sie gleichzeitig ein Vorbild für den freiwilligen Verzicht sein.
Bereits im November 1853 ließen sich Mitglieder des Ordens aus Werne/Lippe in der Bischofsstadt nieder.
Zunächst wurde am 16.1.1854 das Gesuch vom 28.9.1853 abgelehnt, da man bei der Regierung zweifelte, dass eine Notwendigkeit zum Einsatz der Patres in der Seelsorge bestehe. Auch seien Klöster ein gutes halbes Jahrhundert nach ihrer Auflösung den Gläubigen „völlig fremd geworden“. Die Ideale des Ordens seien der modernen „Denk- und Gefühlsweise“ fremd und es bestehe ein Widerspruch zu den bestehenden sozialen Verhältnissen.
Ungeachtet dieser Ablehnung wiederholte das Bischöfliche Ordinariat am 2.3.1854 seine Eingabe und versuchte die Bedenken der Regierung zu zerstreuen.

1853 erwarb Generalvikar Adam Franz Lennig das zunächst „Zur Hölle“ genannte (später in „Zum Himmel“ umbenannt), Haus Lit B 261, das bis dahin im Besitz des Weinwirtes J.B.Nicolay gewesen war.
Nach Lennigs Tod fiel es an die Domfabrik. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Wahl des Standortes war die unmittelbare Nähe zum Priesterseminar, in dem nun die jungen Ordensmitglieder, die Priester werden wollten, ausgebildet werden sollten.

Eine wichtige Aufgabe der seit 1853 wieder in Mainz etablierten Kapuziner war nicht zuletzt die Abhaltung der von Bischof W.E.v.Ketteler wiederbelebten Volksmissionen. Bis zum Verbot der Volksmissionen durch die Kulturkampfgesetze (1872) hatten in der Diözese 131 durch die Kapuziner durchgeführten Volksmissionen stattgefunden. Im Krieg zwischen Preußen und Österreich übernahmen sie die Militär-und Lazarettseelsorge. Ab dem beginnenden 20.Jh. traten zunehmend caritatives Wirken (Armenspeisung an der Klosterpforte) und die Spendung des Bußsakramentes zu den bisherigen Aufgaben. Die Kapuzinerkirche wurde auch Ort zahlreicher Trauungen.
Als in den 60-er Jahren des 20.Jhs. die Aufhebung der Mainzer Niederlassung überlegt wurde, übertrug Bischof Hermann Volk dem Orden 1969 die Mainzer Pfarrei St.Bonifaz
Von den Kapuzinern ging auch die Initiative zur Gründung der Pfarrer-Landvogt-Hilfe aus.

Die Ausweitung des Arbeitsfeldes bei gleichzeitigem Rückgang der Mitgliederzahl bewog den Orden schließlich, die Mainzer Niederlassung aufzugeben. Eine Unterschriftenaktion, die sich für den Verbleib der Kapuziner einsetzte, blieb erfolglos. Im Jahr 1992 verließen die Kapuziner Mainz.

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Mainz - Kapuziner. Das neue Kloster. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-kapuziner/das-neue-kloster.html> (Letzter Aufruf: 19.03.24)